Über mich
Zur Welt kam ich 1955 und wuchs auf in einer sechsköpfigen Familie im niedersächsischen Bückeburg. Schon früh trieb es mich hinaus aus dem schmucken, schaumburg-lippischen Residenzstädtchen, dessen Provinzialität einst der Heidedichter und Journalist Hermann Löns in seiner bissigen Satire „Duodez“ durch den Kakao zog – nach meinem Dafürhalten allerdings in weiten Teilen zu Unrecht.
Als Sechzehnjähriger flog ich das erste Mal über den Atlantik und verbrachte als Austauschschüler ein Jahr in Arvada, einem Vorort von Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado. Wie man meinem Lebenslauf entnehmen kann, haben mich die (Un-)Vereinigten Staaten von Amerika seither nicht mehr losgelassen, wie im Übrigen auch ein anderes Thema nicht: die Menschenrechte und ihre andauernde Bedrohung.
Bereits als Schüler trat ich der Bückeburger Gruppe von Amnesty International bei, und in dieser Menschenrechtsorganisation leistete ich nach dem Abitur auch meinen Zivildienst. Als Jurastudent interessierte ich mich besonders für Verfassungsfragen sowie das humanitäre Völkerrecht, und als Reporter zog es mich immer wieder zu den Konfliktherden dieser Welt.
Im Journalismus landete ich allerdings eher zufällig, für einen Juristen war das damals nicht der übliche Berufsweg. Als Rechtsreferendar durfte ich für ein paar Wochen beim Norddeutschen Rundfunk hospitieren und wurde gleich nach meinem Assessorexamen als Nachrichtenredakteur angeheuert. Rückblickend war dies ein großer Glücksfall. Ob beim NDR, beim Deutschen Allgemeinen Sonntagblatt oder bei der ZEIT – meine Arbeit führte mich immer wieder zu den innen- und außenpolitischen Brennpunkten, überall dorthin, wo die Menschenrechte in Gefahr gerieten. Ich berichtete aus dem Jugoslawienkrieg, aus Indien und China, dem Nahen Osten und den USA, aus Flüchtlingslagern, Asylbewerberunterkünften und von der ungarische Grenze im Flüchtlingsherbst 2015. Einige dieser Erfahrungen habe ich in dem Büchlein „Menschenrechte“ niedergeschrieben, das 2016 im Reclam Verlag erschienen ist.
Mehr als zweieinhalb Jahrzehnte war ich bei der ZEIT: als Redakteur, als Leiter des Politikressorts (1999-2007), als USA-Korrespondent in Washington D.C. (2007-2014) und Politischer Korrespondent im Berliner Hauptstadtbüro (2014-2020). In den USA begleitete ich die Präsidentschaft von Barack Obama und erlebte den Siegeszug der Tea Party, einer stramm rechten ideologischen Bewegung innerhalb der Republikanischen Partei, die den Aufstieg und Erfolg von Donald Trump ermöglichte.
Als Trump Präsident wurde, war ich längst wieder in Deutschland, doch seine Wahl, die ich zwar nicht für unmöglich, aber für unwahrscheinlich gehalten hatte, erschütterte mich zutiefst. Wie konnte das geschehen, was hatte ich übersehen? Der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Immer wieder kehrte ich zurück in das mir so nahe und manchmal doch so fremde Land, wollte unbedingt ergründen, was Trump-Wähler*innen bewogen hatte, diesem unberechenbaren, autokratischen Egomanen ihre Stimme zu geben. Ich reiste zu ihnen und ihren Familien, führte Dutzende Interviews und veröffentlichte meine Erfahrungen 2018 unter dem Titel „Trumps Amerika. Reise in ein weißes Land“ im Reclam Verlag.
Anfang 2020 nahm ich Abschied von der ZEIT, zunächst um eine Biografie über Guido Goldman zu schreiben, den weithin unbekannten Gründer bedeutender transatlantischer Institutionen. Sie erschien im Februar 2021 im Herder Verlag und im September 2021 bei Berghahn Books in New York und London. Im August 2020 übernahm ich – in Elternvertretung – für ein knappes Jahr die Abteilung Strategische Kommunikation und Reden von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Auch dies war ein Glücksfall, bot sich mir nach Jahrzehnten im Journalismus die seltene Chance, Politik nicht nur zu beobachten, zu beschreiben und zu kommentieren, sondern, wenn auch in einem eng begrenzten Rahmen, ein bisschen mitgestalten zu können. Rückblickend sage ich: dieser „Seitenwechsel“, sich als Journalist in die Schuhe „der Anderen“ zu stellen, ist durchaus heilsam und macht ein wenig demütig.
Seit dem Spätsommer 2021 wirke ich an unterschiedlichen Projekten für den German Marshall Fund of the United States und die Atlantik Brücke e.V. mit, widme ich mich also wieder meinem Herzensthema: den Beziehungen zwischen Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika. Vor allem bewegt mich die Frage, wie es gelingen kann, in Zeiten des wachsenden Autoritarismus und sich demografisch rasant wandelnder Gesellschaften das zu bewahren, was den inneren Wert des transatlantischen Verhältnisses, den Kern des sogenannten „Westens“ ausmacht: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Freiheits- und Menschenrechte.